Im Kreißsaal fahren die Gefühle oft Achterbahn. Besonders dann, wenn ein übernervöser Vater mit im Spiel ist.
„Aaaah“, „Uuuuuuhhhh“, „Hiiiiii“ und dazu ein leises „Äääähhhhh“ – so ließen die Zuschauer hören, was die Gesichter bereits andeuteten: den kollektiven Schmerz. Ja, eine Geburt ist kein Zuckerschlecken, weder für die Frauen noch für die leidgeprüften Männer. Und von denen gab es jetzt einige bei den „Blaulicht-Komödianten der Feuerwehr Oberstedten zu sehen. Mit ihrem Stück „,War das eine Wehe, Liebling?‘ oder ,Schatzi, es ist ein Baby‘“ von Andreas Heck entführten die Akteure am Samstag in den Kreißsaal.
Den haben sich Frank Starnberger (Dennis Blatt) und seine schwangere Frau Sabine (Melanie Köhl) doch anders vorgestellt, als sie bei der ersten Wehe Hals über Kopf gen Krankenhaus rasen, um dort auf die ebenfalls gebärende Antonia Meier (Anette Hack) und die russische Hebamme Natascha (Barbara Moritz) – „Ich helfen werden Mamuschka“ – zu treffen.
Sie macht dem übernervösen werdenden Vater klar, dass „Doktor wird nur gebraucht bei Komplikationen, steht guter Hebamme aber meistens nur im Weg rum“. Nein, das kann den Mann nicht beruhigen, und als sich dann auch noch Otto (Uwe Herzberger), „ein Mann ohne festen Wohnsitz und mit Alkoholproblem“, ebenfalls im Zimmer der werdenden Mütter ausschlafen will, steht Frank Starnberger kurz vor dem Nervenzusammenbruch.
Da hilft nur ein Beruhigungsmittel, und als Frank am nächsten Morgen versehentlich Tee mit Abführmittel, der für seine Frau gedacht war, trinkt, reiht er sich ein in die Reihe derer mit schmerzverzerrten Gesichtern.
Brillant spielt Blatt den übernervösen Vater, und Köhl findet sich in der Rolle der beruhigenden Ehefrau gut zurecht. Auch Hack steigert sich während ihres Stücks in der Rolle der wartenden Antonia, während ihr nach einem Unfall ins Zimmer geschobene Mann Karlheinz (Bühnendebütant Axel Harth) von Anfang an die Lacher auf seiner Seite hat.
Immer wieder „Sch“
Durch seinen geschienten Mund kann er S-, Z- und Ch-Laute nur als „Sch“ aussprechen, was Blatt gnadenlos für sich ausnutzt, indem die beiden Männer über Kindernamen philosophieren. „Wie wäre es mit Schtanischlausch oder Schebaschtian oder Schischi?“, schlägt der Verletzte vor, während das Publikum inzwischen Tränen lacht und sich auf die Schenkel klopft. In Antonias „alternativer Freundin“ Saskia (Tina Schickling) betritt eine ebenfalls frisch gebackene Mutter „die Gebäranstalt“, wie sie den Kreißsaal nennt, während der ziemlich planlose Walter (Michael Herber) ein ums andere Mal in peinliche Situationen platzt.
Mit seinem ausdrucksstarken Spiel ist Dennis Blatt zweifelsfrei eine Bestbesetzung in der Hauptrolle des nervösen Ehemannes. Doch die „Gebärenden“ werden im Verlauf der Handlung zu gleichwertigen Protagonisten, während Uwe Herzberger gekonnt in seiner Rolle als betrunkener Otto, der sich im Laufe des Stücks als Oberarzt vorstellt, brilliert.
Hervorragend meistert auch Axel Harth sein Bühnendebüt, und bei der resoluten Hebamme lassen Gestik und Mimik kaum Wünsche offen. Auch Michael Herber zeigt sich als frisch gebackener Vater auf der Suche nach seiner Frau bühnenpräsent, ebenso Tina Schickling als Antonias Freundin Saskia, die jede Menge gute Ratschläge parat hat.