Die Jungen und Mädchen der Feuerwehr Oberstedten sind gern bei Übungen dabei – vor allem wenn es mit dem Martinshorn losgeht. Das ist eben aufregend. Es geht bei der Jugendwehr aber auch um Teamgeist, Kameradschaft sowie Dienst an der Gesellschaft. All das wird in Oberstedten seit 50 Jahren hochgehalten.
Keshav (13) ist in der Jugendwehr Oberstedten, und er ist stolz darauf. Er findet es cool, bei einem Löschangriff auf ein imaginäres Feuer zeigen zu können, was er zuvor gelernt hat. Dazu gehören Dinge wie der Befehl für den ersten Trupp, erklären, was anliegt, sich um die Wasserversorgung kümmern, die Pumpe bedienen, Schläuche ausrollen, justieren, positionieren und vieles mehr. Keshav mag auch die Jahresanfangs- und Abschlussübungen: „Das ist eine Herausforderung.“ Die Abenteuerlust und ein Freund haben ihn vor zwei Jahren zur Jugendwehr gelockt: „Ich wollte aber auch Freunde hier kennenlernen und im Team etwas erreichen.“
Keshav hätte es nicht besser ausdrücken können, um was es bei der Jugendwehr seit 50 Jahren geht: Kameradschaft, Teamgeist, Hilfsbereitschaft, Herausforderung, Dienst am Menschen und der Gesellschaft und eben auch ein bisschen Abenteuer. Schließlich wächst ein junger Mensch an den Aufgaben, die ihm gestellt werden. Acht Jugendliche sind es derzeit in Oberstedten, sechs Jungs und zwei Mädchen. Jugendwart Moritz Thieme-Knaus (22) möchte ihnen verständlich und mit Spaß alle Pflichten vermitteln. Sein Stellvertreter Maurice Schölzel (19) sieht es ähnlich: „Ich bin selbst seit neun Jahren dabei, möchte mein Wissen weitergeben.“ Er ist überzeugt, ohne Jugendwehr würde es nicht weitergehen für die Feuerwehr. „Es gibt wenig Quereinsteiger. Die meisten rekrutieren sich aus der Jugendwehr und die inzwischen wiederum aus der Miniwehr“, wissen die Betreuer. Das Hobby Feuerwehr sei eine echte Alternative zu Fußball, Tennis und Computer, meinen beide. Mit dem Martinshorn anrollen zu dürfen, sei bei vielen nach wie vor das Größte.
Doch die Organisatoren haben ebenfalls zu kämpfen: „Die schulische Inanspruchnahme ist immer größer geworden. Im Turnverein kann man als Kleinkind schon anfangen und bleibt dann dabei.“ Dennoch sehen die Jugendwarte die Zukunft der Jugendwehr positiv.
Uwe Herzberger erinnert sich an die Anfänge: „1957 wurde anlässlich des 50-jährigen der Feuerwehr von Gerd Förder und Gerd Bingenheimer eine Jugendgruppe gegründet, das war noch mehr inoffiziell.“ Mädchen hätten damals noch nicht mitmachen dürfen, weiß Herzberger, erst seit 1987. „Am 1. Januar 1966 wurde es dann offiziell mit der Jugendwehr, damals mit zehn bis zwölf Dazugehörigen. Das ist über die Jahre so geblieben, mal sind es mehr, mal weniger.“ Über 90 Prozent der späteren Einsatzkräfte kämen aus der Nachwuchsförderung, betont der zweite Vorsitzende des Fördervereins.
Den Unterschied von früher zu heute beschreibt Herzberger so: „Es wird schwerer, die Jugendlichen zu Wettkämpfen zu motivieren, und zum kürzlich angesetzten Elternabend kam niemand, das war vor Jahren anders.“ Da sei, wenn man auf ein Turnier gefahren wäre, ein Bus mit Familienmitgliedern, Freunden und Fans mitgereist, schmunzelt er. Für ihn selbst habe die Feuerwehr von klein auf einen hohen Stellenwert gehabt, erzählt der Leiter des Musikcorps der Feuerwehr: „Ich war motiviert durch das Vorbild meines Vaters, und es hat mich bis heute nicht losgelassen.“
Bericht aus der Taunuszeitung vom 31.08.2016