Im Vergleich zu anderen Regionen Deutschlands ist der Hochtaunuskreis in der Unwetternacht von Sonntag auf Montag glimpflich davongekommen. Die Zahl von knapp 150 Einsätzen zeugt jedoch davon, dass es auch hier keine Nacht wie jede andere war.
„Ja, es war mal wieder ein bisschen mehr los als üblich“, fasst Kreisbrandinspektor Carsten Lauer die Unwetternacht von Sonntag auf Montag zusammen. Die Schwerpunkte der insgesamt etwa 150 Feuerwehreinsätze lagen in Oberursel, Bad Homburg und in Glashütten. Die Gemeinden im Usinger Land blieben dagegen weitestgehend verschont, dort verzeichnete der Kreisbrandinspektor insgesamt nur knapp 20 Einsätze.
Zu den etwa 100 Feuerwehr-Einsätzen, die die fünf Oberurseler Wehren die ganze Nacht auf Trab hielten, gehörte die Unterführung an den Drei Hasen, die komplett überflutet war. Und auch der wohl spektakulärste Einsatz der Unwetternacht, der auch einigen finanziellen Schaden angerichtet hat, wird aus der Brunnenstadt gemeldet: Im Büropark Weißkirchen stand eine 1000 Quadratmeter große Tiefgarage etwa 1,20 Meter hoch unter Wasser. Die drei dort abgestellten Autos wurden teilweise geflutet und sind „sozusagen wie Bootchen auf dem Wasser geschwommen“, wie Stadtbrandinspektor Holger Himmelhuber den außergewöhnlichen Einsatz schildert. Obwohl die Wehren Unterstützung eines Spezial-Pump-Roboters von der Frankfurter Berufsfeuerwehr hatten, dauerte es Stunden, bis die Tiefgarage nicht mehr einem Schwimmbad glich.
Deutlich glimpflicher kam Friedrichsdorf davon: „Wir waren gewappnet, hatten aber nur zwei Einsätze: Die Feuerwehr Friedrichsdorf Mitte musste einen sechs Meter langen Baum, der am Kreisel an der Homburger Landstraße auf die Fahrbahn gefallen war, zersägen und abtransportieren, die Feuerwehr Seulberg sammelte Äste ein, die im Dammwald auf einen Gehweg gestürzt waren. Ansonsten hat Friedrichsdorf diesmal Glück gehabt“, freut sich Stadtbrandinspektor Ulrich Neeb, der auch schon Nächte mit mehr als 100 Einsätzen erlebt hat.
Katwarn aktiviert
Aufgrund der Wettervorhersage hatte man in Bad Homburg am Sonntagabend um 22 Uhr das Bevölkerungswarnsystem „Katwarn“ aktiviert, doch zum Glück ist die große Katastrophe ausgeblieben. Am Ende einer langen Nacht – die bis spät in den gestrigen Vormittag hinein dauerte – waren die 70 Einsatzkräfte aus allen Homburger Wehren allein 26 Mal ausgerückt, um Wasser aus vollgelaufenen Kellern abzupumpen. Auf der Südumgehung bei Ober-Erlenbach mussten die Feuerwehrleute zunächst angespültes Erdreich provisorisch in Schach halten und später die verschlammte Fahrbahn reinigen. In der Jacobistraße und am Untertor standen zwei Tiefgaragen mit etwa zwei Zentimeter Wasser noch moderat unter Wasser, und sechs Mal hatte das Unwetter den Starkregen über Fenster und Dächer in Häuser gedrückt, auch dort eilte die Feuerwehr zu Hilfe.
„Routinemäßig haben wir im gesamten Stadtgebiet sämtliche Recheneinläufe kontrolliert und dabei den Kirdorfer Bach an der Höllsteinstraße von Treibgut befreit. Außerdem gab es mehrere hochgedrückte Kanaldeckel und zudem noch zwei Brandmeldungen, die sich aber zum Glück als Fehlalarm – wahrscheinlich durch die Blitze verursacht – herausgestellt haben“, fasst Homburgs Feuerwehrleiter Daniel Guischard die unruhige Nacht zusammen.
Auch in Glashütten waren die Freiwilligen Feuerwehren bis gestern Vormittag im Dauereinsatz damit beschäftigt, Schäden zu beseitigen. „Land unter“, hieß es in der Nacht zu Montag in der Taunusgemeinde, wo sich die Zahl der Einsätze auf 24 summierte, wie Gemeindebrandinspektor Lothar Müller mitteilt: acht davon in Oberems, 14 in Glashütten, zwei in Schloßborn – allesamt Wasserschäden. In Oberems war der beschauliche Emsbach mächtig angeschwollen, über die Ufer getreten und das Wasser in angrenzende Häuser eingedrungen. „In einem Frisiersalon stand das Wasser bis zur Türklinke, in einer Garage sah es ähnlich aus“, so Müller. In Glashütten war es das Kanalnetz, das einigen Hausbesitzern das Wasser in die Keller drückte – mit teils besonders unangenehmen, weil von Fäkalien durchsetzten Begleiterscheinungen. Müller: „In den überwiegenden Fällen mussten wir feststellen, dass die Rückstauklappen defekt oder nicht geschlossen waren.“
In Kronberg rückte die Wehr in der Nacht zu fünf Einsätzen aus: Zum einen hatte eine Brandmeldeanlage wegen Stromausfalls Alarm geschlagen, ansonsten wurden Keller ausgepumpt, Bachläufe überwacht und Sandsäcke verteilt, wie der stellvertretende Wehrführer Christopher Dietz mitteilt.